Berlin (APA/dpa) – In Deutschland bahnt sich ein neuer Betrugsskandal mit dubiosen Aktiengeschäften zu Lasten der Steuerzahler an. Nach Recherchen von WDR und „SĂĽddeutscher Zeitung“ geht die Staatsanwaltschaft Köln einer bisher unbekannten Masche nach, mit der Banker und Aktienhändler Millionen deutscher Steuergelder ergaunert haben könnten. Der Trick solle auf „Phantom-Papieren“ basieren.
Bei umstrittenen „Cum-Ex“-Steuergeschäften hatte es bereits einen Milliardenschaden fĂĽr Steuerzahler in ganz Europa gegeben. Auch in Ă–sterreich gab es bisher mehrere Fälle, die möglichen Schadenssummen wurden hierzulande bisher nicht genannt.
Nun wird in Deutschland neuen VorwĂĽrfen nachgegangen. Das deutsche Finanzministerium erklärte Mittwochabend auf dpa-Anfrage: „Die Recherchen der Medien weisen auf einen ernsten Vorgang hin. Das Ministerium geht diesen VorwĂĽrfen mit Hochdruck nach und arbeitet dabei eng mit dem Bundeszentralamt fĂĽr Steuern, das fĂĽr die Erstattung von Kapitalertragsteuern zuständig ist, sowie mit den zuständigen Stellen der Bundesländer zusammen.“
Dem Bericht zufolge hat das Ministerium per Erlass vorsorglich ein digitalisiertes Erstattungsverfahren gestoppt, das es potenziellen Kriminellen besonders leicht gemacht haben könnte, in die Staatskasse zu greifen.
Es sei nun die Aufgabe der Ermittlungsbehörden, einschlägige Sachverhalte zu prüfen und zu ahnden. Dies umfasse auch die Haftung beteiligter Geldinstitute für den möglicherweise entstandenen Schaden, betonte das Haus von Finanzminister Olaf Scholz (SPD).
Konkret geht es um Geschäfte mit sogenannten American Depositary Receipts (ADR). Dies sind Papiere, die von Banken ausgestellt und in den USA stellvertretend für ausländische Aktien gehandelt werden.
Normalerweise mĂĽsse jedem ADR-Papier eine echte Aktie zugrunde liegen. GroĂźbanken und Aktienhändler werde aber nun vorgeworfen, in den USA Millionen von ADR-Papieren herausgegeben zu haben, die nicht mit einer echten Aktie hinterlegt waren. Als Begriff fĂĽr den neuen Skandal wurde der Begriff „Cum-Fake“ geprägt.
Der Kölner Staatsanwalt Rene Seppi betonte auf dpa-Anfrage, er könne lediglich bestätigen, dass Geschäfte mit „American Depositary Receipts“ im Zuge der Cum-Ex Ermittlungen auch einmal eine Rolle gespielt hätten und es Ăśberlegungen gebe, „ob das auch so ein System war“. Bereits durch die „Cum-Ex“-Affäre wurden Milliarden an Steuergeldern ĂĽber Schlupflöcher von GroĂźbanken gezielt abgegriffen.
Dem deutschen Finanzministerium und dem Bundeszentralamt für Steuern sind bisher für Deutschland 418 Fallkomplexe umstrittener Aktiengeschäften zu Lasten der deutschen Staatskasse mit einem Volumen von 5,7 Mrd. Euro bekannt. Nach jüngsten Medieninformationen soll der Fiskus in verschiedenen Ländern insgesamt um bis zu 55 Mrd. Euro geprellt worden sein. 2012 wurde das Steuerschlupfloch in Deutschland geschlossen.
Bei den umstrittenen Geschäften schoben Investoren rund um den Dividendenstichtag Aktien mit („cum“) und ohne („ex“) AusschĂĽttungsanspruch rasch zwischen mehreren Beteiligten hin und her. Diese lieĂźen die Papiere untereinander zirkulieren, bis dem Fiskus nicht mehr klar war, wem sie ĂĽberhaupt gehörten. Die Folge der Karussellgeschäfte: Bescheinigungen ĂĽber Kapitalertragsteuern und den darauf entfallenden Solidaritätszuschlag wurden mehrfach ausgestellt.
Das deutsche Finanzministerium erklärte zum neuen Fall, Steuerbescheinigungen dürften ausschließlich für ADR-Papiere ausgestellt werden, die sich tatsächlich im Depot des jeweiligen Instituts befänden und für die die Kapitalertragsteuer auf die dem ADR zugrundeliegende Aktie abgeführt worden sei. Sollten Bescheinigungen dennoch beantragt und ausgestellt worden sein, liege ein klarer Gesetzesverstoß vor.
Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz (SPD) muss nach den neuen VorwĂĽrfen rasch Erklärungen liefern. Der FDP-Politiker Florian Toncar fordert einen Sonderermittler, Scholz mĂĽsse dem Bundestag Rede und Antwort stehen. Der Finanzexperte der Linken, Fabio de Masi, fordert, dass das Bundeszentralamt fĂĽr Steuern und die Finanzaufsicht BaFin alle Erstattungen rund um den Dividendenstichtag systematisch analysieren und eine Task Force schaffen. Nötig seien zudem ein europäisches Finanz-FBI „und ein Unternehmensstrafrecht, um die kriminelle Kultur in den Vorstandsetagen auszumerzen und entwendete Steuergelder lĂĽckenlos einzutreiben“. Der GrĂĽnen-Abgeordnete Gerhard Schick fordert von der Deutschen Bank Auskunft, ob die US-Töchter kriminelle Geschäfte unterstĂĽtzt haben.
Berlin (APA/dpa) – In Deutschland bahnt sich ein neuer Betrugsskandal mit dubiosen Aktiengeschäften zu Lasten der Steuerzahler an. Nach Recherchen von WDR und „SĂĽddeutscher Zeitung“ geht die Staatsanwaltschaft Köln einer bisher unbekannten Masche nach, mit der Banker und Aktienhändler Millionen deutscher Steuergelder ergaunert haben könnten. Der Trick solle auf „Phantom-Papieren“ basieren.
Bei umstrittenen „Cum-Ex“-Steuergeschäften hatte es bereits einen Milliardenschaden fĂĽr Steuerzahler in ganz Europa gegeben. Auch in Ă–sterreich gab es bisher mehrere Fälle, die möglichen Schadenssummen wurden hierzulande bisher nicht genannt.
Nun wird in Deutschland neuen VorwĂĽrfen nachgegangen. Das deutsche Finanzministerium erklärte Mittwochabend auf dpa-Anfrage: „Die Recherchen der Medien weisen auf einen ernsten Vorgang hin. Das Ministerium geht diesen VorwĂĽrfen mit Hochdruck nach und arbeitet dabei eng mit dem Bundeszentralamt fĂĽr Steuern, das fĂĽr die Erstattung von Kapitalertragsteuern zuständig ist, sowie mit den zuständigen Stellen der Bundesländer zusammen.“
Dem Bericht zufolge hat das Ministerium per Erlass vorsorglich ein digitalisiertes Erstattungsverfahren gestoppt, das es potenziellen Kriminellen besonders leicht gemacht haben könnte, in die Staatskasse zu greifen.
Es sei nun die Aufgabe der Ermittlungsbehörden, einschlägige Sachverhalte zu prüfen und zu ahnden. Dies umfasse auch die Haftung beteiligter Geldinstitute für den möglicherweise entstandenen Schaden, betonte das Haus von Finanzminister Olaf Scholz (SPD).
Konkret geht es um Geschäfte mit sogenannten American Depositary Receipts (ADR). Dies sind Papiere, die von Banken ausgestellt und in den USA stellvertretend für ausländische Aktien gehandelt werden.
Normalerweise mĂĽsse jedem ADR-Papier eine echte Aktie zugrunde liegen. GroĂźbanken und Aktienhändler werde aber nun vorgeworfen, in den USA Millionen von ADR-Papieren herausgegeben zu haben, die nicht mit einer echten Aktie hinterlegt waren. Als Begriff fĂĽr den neuen Skandal wurde der Begriff „Cum-Fake“ geprägt.
Der Kölner Staatsanwalt Rene Seppi betonte auf dpa-Anfrage, er könne lediglich bestätigen, dass Geschäfte mit „American Depositary Receipts“ im Zuge der Cum-Ex Ermittlungen auch einmal eine Rolle gespielt hätten und es Ăśberlegungen gebe, „ob das auch so ein System war“. Bereits durch die „Cum-Ex“-Affäre wurden Milliarden an Steuergeldern ĂĽber Schlupflöcher von GroĂźbanken gezielt abgegriffen.
Dem deutschen Finanzministerium und dem Bundeszentralamt für Steuern sind bisher für Deutschland 418 Fallkomplexe umstrittener Aktiengeschäften zu Lasten der deutschen Staatskasse mit einem Volumen von 5,7 Mrd. Euro bekannt. Nach jüngsten Medieninformationen soll der Fiskus in verschiedenen Ländern insgesamt um bis zu 55 Mrd. Euro geprellt worden sein. 2012 wurde das Steuerschlupfloch in Deutschland geschlossen.
Bei den umstrittenen Geschäften schoben Investoren rund um den Dividendenstichtag Aktien mit („cum“) und ohne („ex“) AusschĂĽttungsanspruch rasch zwischen mehreren Beteiligten hin und her. Diese lieĂźen die Papiere untereinander zirkulieren, bis dem Fiskus nicht mehr klar war, wem sie ĂĽberhaupt gehörten. Die Folge der Karussellgeschäfte: Bescheinigungen ĂĽber Kapitalertragsteuern und den darauf entfallenden Solidaritätszuschlag wurden mehrfach ausgestellt.
Das deutsche Finanzministerium erklärte zum neuen Fall, Steuerbescheinigungen dürften ausschließlich für ADR-Papiere ausgestellt werden, die sich tatsächlich im Depot des jeweiligen Instituts befänden und für die die Kapitalertragsteuer auf die dem ADR zugrundeliegende Aktie abgeführt worden sei. Sollten Bescheinigungen dennoch beantragt und ausgestellt worden sein, liege ein klarer Gesetzesverstoß vor.
Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz (SPD) muss nach den neuen VorwĂĽrfen rasch Erklärungen liefern. Der FDP-Politiker Florian Toncar fordert einen Sonderermittler, Scholz mĂĽsse dem Bundestag Rede und Antwort stehen. Der Finanzexperte der Linken, Fabio de Masi, fordert, dass das Bundeszentralamt fĂĽr Steuern und die Finanzaufsicht BaFin alle Erstattungen rund um den Dividendenstichtag systematisch analysieren und eine Task Force schaffen. Nötig seien zudem ein europäisches Finanz-FBI „und ein Unternehmensstrafrecht, um die kriminelle Kultur in den Vorstandsetagen auszumerzen und entwendete Steuergelder lĂĽckenlos einzutreiben“. Der GrĂĽnen-Abgeordnete Gerhard Schick fordert von der Deutschen Bank Auskunft, ob die US-Töchter kriminelle Geschäfte unterstĂĽtzt haben.